
Der Klang von “Gnawa” zieht den Zuhörer tief in die spirituelle Welt der marokkanischen Musiktradition hinein, wo melancholische Melodien des Sufismus auf die energiegeladene Dynamik afrikanischer Rhythmen treffen. Diese faszinierende musikalische Reise beginnt mit den Gnawa – einer Gemeinschaft ehemaliger schwarzer Sklaven, deren kulturelles Erbe eng mit dem spirituellen Ritual der “Lila” verbunden ist.
Die Musik der Gnawa zeichnet sich durch ihren einzigartigen Mix aus arabischen und afrikanischen Einflüssen aus. Mystische Gesänge, die oft in Arabezisch vorgetragen werden, verschmelzen mit kraftvollen Trommelrhythmen und den hypnotischen Klängen von traditionellen Instrumenten wie der “gimbri”, einer dreisaitigen Laute mit einem charakteristischen metallischen Klang, und dem “qraqeb”, einem kleinen Metallrasseln.
Das Ritual der Lila ist eine faszinierende Mischung aus Musik, Tanz und Spiritualität. Die Gnawa-Musiker tragen während des Rituals typische Gewänder in leuchtenden Farben und spielen stundenlang kraftvolle Rhythmen, die die Teilnehmer in einen tranceartigen Zustand versetzen sollen. Die Gesänge erzählen Geschichten über die Geschichte der Gnawa und ihren Kampf gegen die Sklaverei.
Die Musik der Gnawa hat in den letzten Jahrzehnten international immer mehr an Popularität gewonnen. Künstler wie Maalem Mahmoud Guinia, Hassan Hakmoun und Nass El Ghiwane haben mit ihren Interpretationen der traditionellen Gnawa-Musik ein breites Publikum erreicht und den Klang dieser einzigartigen Musikkultur weltweit bekannt gemacht.
Die Geschichte der Gnawa
Die Geschichte der Gnawa reicht Jahrhunderte zurück und ist eng mit der Geschichte des Sklavenhandels in Nordafrika verbunden. Im Laufe der Jahrhunderte wurden viele Menschen aus Schwarzafrika nach Marokko verschleppt und als Sklaven verkauft. Während ihrer Zeit in Marokko entwickelten sie ihre eigene Kultur, die Elemente ihrer afrikanischen Herkunft mit den Einflüssen ihrer marokkanischen Umgebung kombinierte.
Die Musik der Gnawa war ein wichtiger Bestandteil dieser kulturellen Entwicklung. Sie diente nicht nur als Mittel der Unterhaltung, sondern auch als Form des Ausdrucks und der Bewältigung der Erfahrungen der Sklaverei. Die Gesänge der Gnawa erzählten Geschichten über ihre Heimat, ihren Schmerz und ihre Sehnsucht nach Freiheit.
Mit dem Ende der Sklaverei im 20. Jahrhundert begannen die Gnawa, ihre Musik traditionell weiterzugeben. Ihre Musik wurde zu einem integralen Bestandteil der marokkanischen Kulturlandschaft und erlangte internationale Anerkennung.
Die Musikinstrumente der Gnawa
Die Musik der Gnawa zeichnet sich durch ihren Einsatz von charakteristischen Instrumenten aus:
Instrument | Beschreibung |
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Gimbri | Dreisaitige Laute mit einem langen Hals und einem korbförmigen Resonanzkörper, die einen tiefen, metallischen Klang erzeugt. |
Qraqeb | Kleines Metallrasselinstrument, das für einen rhythmischen Akzent sorgt. |
Derbouka | Rahmentrommel mit einer einzigen Fellhaut, die oft mit den Händen geschlagen wird und einen kraftvollen, tiefgründigen Klang erzeugt. |
Gnawa im 21. Jahrhundert
Heute sind die Gnawa eine lebendige kulturelle Gemeinschaft, deren Musik weiterhin Menschen auf der ganzen Welt begeistert. Die Traditionen werden von Generation zu Generation weitergegeben und neue Interpretationsformen entstehen.
Die Gnawa-Musik bietet einen faszinierenden Einblick in die Geschichte, Kultur und Spiritualität Marokkos. Sie ist ein Zeugnis für die Widerstandsfähigkeit und Kreativität der Gnawa-Gemeinschaft und ihren Beitrag zur kulturellen Vielfalt unserer Welt.